Dabei geht leider unter, dass im Wort «Sozialpartnerschaft» das Wort «Partnerschaft» nicht nur der Dekoration dient. Die Berufsverbände und die Gewerkschaften müssen schliesslich auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten: die Verteidigung, die Aufwertung und die Förderung der Berufe, die sie repräsentieren. Die Verbände können zwar auf die Gewerkschaften zählen, wenn es um die Verteidigung der Arbeit gegen unlauteren Wettbewerb oder um Schwarzarbeit geht, sobald es aber um die Aufwertung und Förderung der Berufe geht, kämpfen sie manchmal allein auf weiter Flur. Schwerer wiegt noch, wenn die Gewerkschaften lautstark die Härte des Berufes hervorheben – obwohl der technische Fortschritt die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmenden laufend verbessert – und so von Partnern zu Gegnern werden, denn sie zerstören dadurch die unermüdlichen Anstrengungen der Berufsverbände, neue Lernende anzuziehen und den Nachwuchs zu sichern. Selbst wenn die Hauptaufgabe der Gewerkschaften darin besteht, die Arbeitnehmenden manchmal etwas übertrieben zu verteidigen, sollten sie nicht vergessen, dass sie als Partner am gleichen Strang ziehen sollten, um Vorschläge zu machen, wirklichkeitsnahe, konstruktive und pragmatische Lösungen für die Herausforderungen unserer Berufe zu finden.
- 2023-2024.
- Verbände und Arbeitgeberpolitik.
Berufsförderung.
Werbung: Die Verbände kämpfen an allen Fronten!
Im üblichen Zweijahresrhythmus kommt die Berufs- und Ausbildungsmesse «Your Challenge» vom 4. bis 9. Februar 2025 wieder in das CERM–Ausstellungszentrum nach Martinach. Bitte vermerken Sie diesen Termin in Ihren Kalendern und seien Sie an Ihren Ständen präsent. Dort ist der ideale Ort, um Ihre künftigen Lernenden kennenzulernen, denn alle Schüler der Orientierungsschulen des Kantons besuchen die Messe während der sechstägigen Veranstaltung. An den Wochenenden kommen die Jugendlichen manchmal mit ihren Eltern zurück und das bietet Ihnen eine Gelegenheit, auch mit diesen zu diskutieren, mögliche Sorgen zu lösen und Überzeugungsarbeit zu leisten, denn die Wahl einer Berufslehre hängt sehr von der Meinung der Eltern ab. Neben der Berufs- und Ausbildungsmesse sind die Berufsverbände unermüdlich in der Werbung für ihre Berufe aktiv, um die künftigen Fachkräfte, die den Nachwuchs sicherstellen werden, anzuwerben. Mit Marketingkampagnen in den traditionellen Medien (Zeitungen, Fernsehen, Radio usw.), in den sozialen Medien (Facebook, Instagram, LinkedIn, TikTok usw.), Kinowerbung …
Die Verbände geben sich alle Mühe, um auf die Jugendlichen und deren Eltern anziehend zu wirken. Gleichzeitig nehmen die Patrons und Unternehmen an Tagen der offenen Türen statt, empfangen die Jugendlichen im Rahmen von «traditionellen» Praktika oder besonderen Events (Flash Job); sie besuchen Orientierungsschulen oder andere Einrichtungen, um ihre Berufe vorzustellen. Selbst wenn es Mühe kostet, liegt es den Verbänden am Herzen, alles zu unternehmen, um ihre Berufe sowie die vielen Arbeitsmöglichkeiten und Perspektiven darin zu bewerben.
Trotz Vollbeschäftigung sollte die Arbeit der echten Profis immer wertgeschätzt werden.
Aktuell, ebenso wie in den letzten Jahren, ist das Baugewerbe von einer starken Wirtschaftstätigkeit geprägt. Viele Unternehmen haben teilweise über lange Monate hin volle Auftragsbücher – umso besser. Diese «Vollbeschäftigung» darf uns nicht vergessen lassen, dass man stets einen professionellen Handwerker verlangen sollte, der Mitglied seines Berufsverbands ist. Die Verbandssekretäre erhalten nur zu oft verzweifelte Anrufe von Kunden, die durch falsche Versprechungen berufsschädigender Individuen betrogen wurden. Den Kunden werden zu niedrige Angebote, zu kurze Fristen oder zu anspruchsvolle Werke vorgespiegelt und dann stehen sie vor nachlässig durchgeführten Aufträgen, die die Regeln der Kunst ignorieren. Diese falschen Handwerker schaden dem Bild aller Verbände. Da man nicht jeden einzelnen von ihnen aufdecken kann – denn das wäre ein Kampf gegen Windmühlen – ist es umso wichtiger, die Arbeit der echten Profis ins Rampenlicht zu rücken und auf der Wahl eines Fachunternehmens, das Mitglied seines Berufsverbands ist, zu bestehen. In Krisenzeiten ist solche Kommunikation unabdingbar, doch auch in besseren Zeiten darf sie nicht vergessen werden.
Sich neu erfinden, um die Attraktivität des Berufs zu gewährleisten.
Die Suche nach Lernenden und die Ausbildung des Nachwuchses sind ständige Sorgenkinder der Berufsverbände. Wenn es unseren Berufen auch nicht an Argumenten fehlt, um Jugendliche für sich zu gewinnen, müssen wir leider feststellen, dass es angesichts einer wachsenden Konkurrenz aus anderen Berufen, die (fälschlicherweise) moderner oder angenehmer erscheinen, immer schwieriger wird. Die Berufe der Baubranche sind begeisternd, modern und stehen an der Spitze der aktuellen Probleme (insbesondere beim Thema Umwelt). Sie bieten hochwertige Grundbildungen in hervorragenden Unternehmen, Weiterbildungen oder höhere Berufsbildungen, die die Jugendlichen bis zum eidgenössischen Diplom oder sogar darüber hinaus führen. Doch das alleine reicht nicht aus. Das ist vielleicht die grösste Herausforderung, der unsere Verbände gegenüberstehen. In einer Zeit, in der die Jugendlichen von Flexibilität und Heimarbeit träumen, von einer guten «Work-Life-Balance», oder wo sich andere als «Arbeitsnomaden» definieren – deren Zuhause aus einem Koffer und einem Laptop besteht – und die drei Monate in Europa, drei Monate in Nord- oder Südamerika und drei Monate in Asien verbringen möchten … stellt sich die Frage, wie wir diese Erwartungen in unseren «traditionellen» Berufen des Baugewerbes erfüllen sollen, da diese (so gut wie) keinem dieser Berufswünsche entsprechen. Mittelfristig werden wir Antworten auf diese Fragen finden müssen. Doch unsere immer dynamischen, innovativen und proaktiven Verbände werden zweifelsohne auch für diese neuen Herausforderungen Lösungen finden.